Mittwoch, 29. Februar 2012

Investitionsstau: Wie ihn Kaufwillige und Banker entlarven

Gerade ältere Unternehmer halten sich oft mit Ersatz-Investitionen zurück nach dem Motto: „Für mich reicht es noch, soll doch mein Nachfolger investieren“. Clevere Interessenten für den Betrieb und auch gewiefte Banker erkennen jedoch auf einen Blick, wenn hohe Investitionen auf den Betrieb zukommen werden.
Das geht nach folgender Faustformel: Ist die Hälfte der historischen Anschaffungskosten laut Anlagespiegel höher als der Buchwert, liegt ein Investitionsstau vor, und die Maschinen werden vermutlich überaltert sein.

Wie kommt diese Formel zustande? In einem etwas größeren gesunden Betrieb wird es relativ neue Maschinen geben, mittelalte und ältere, die kurz vor Ende der Nutzungsdauer stehen. Im Durchschnitt aller Maschinen werden diese etwa auf die Hälfte der ursprünglichen Investition abgeschrieben sein: manche schon voll abgeschrieben, manche noch gar nicht, manche auf die Hälfte.

Daraus ergibt sich die Faustformel: „Buchwert = ungefähr Hälfte der historischen Anschaffungskosten“. Ist der Buchwert deutlich niedriger, ist das Anlagevermögen vermutlich überaltert. Diese Vermutung kann man dann noch überprüfen, indem man A = Abschreibungen vergleicht mit B = Zugänge zum Anlagevermögen. Ist A > B ist das ein weiteres Indiz, dass Investitionen aufgeschoben wurden.

Beispiel: Die historischen Anschaffungskosten laut Anlagespiegel betragen 500.000 Euro, die Hälfte davon ist 250.000 Euro. Der Buchwert der Maschinen laut Bilanz beläuft sich aber nur auf 100.000 Euro. Überschlägiger Investitionsstau laut Faustformel: 150.000 Euro. Ein Vergleich der Abschreibungen (50.000 Euro), die deutlich höher sind als die Zugänge zum Anlagevermögen (nur 10.000 Euro) bestätigt diesen Verdacht.
Alfred Gesierich

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